Freundeskreis Busecker Schlosspark

Freundeskreis Busecker Schlosspark e.V.

1850 bis 1950



Aus dem ersten Jahrzehnt dieser Zeit sind die Betriebsbücher verschollen, so dass hier keine Informationen vorliegen. Es kann jedoch aufgrund von späterer Darlehensrückzahlung für den Umbau von Schloss und Garten und Einträgen von Renovierungsmaßnahmen davon ausgegangen werden, dass zwischen 1850 und 1860 das Haus renoviert und umgebaut und der Garten als Landschaftspark umgestaltet wurde. Die Größe des Parks beläuft sich seit diesem Zeitpunkt auf ca. vier Hektar. Die bisherige Aufzugsbrücke am Westflügel wird durch eine Freitreppe ersetzt, die Gräben trockengelegt und teilweise, vor allem im Süden und Westen des Schlosses, verfüllt. Als Elemente des Landschaftsgartens wurden sie aber auch in die Gestaltung integriert.

Damit wurde ein direkter Zugang vom Haus in den Garten möglich und die Nutzung erleichtert. Die Wasserleitung vom Welsbach zu den Teichen geschieht nun mittels offener, in wenigen Abschnitten auch geschlossener Kanäle. Die Teiche sind durch einen Wasserlauf verbunden. Die Kanäle und Teiche werden auch zur Fischzucht genutzt, nahezu jährlich sind Reinigungs- und Reparaturarbeiten am Wassersystem des Gartens notwendig. Das Wasser wird über Leitungen auch zur Bewässerung des Gemüsegartens genutzt.

Freitreppe
Freitreppe anstelle der Aufzugsbrücke am Westflügel (Abb.: Noppes: Das Schloss in Großen-Buseck)


Durch die Aufhebung des Lehensrechtes geht der Besitz 1870 in privates Eigentum des letzten Lehnsherren über und verbleibt damit dauerhaft bei der Familie von Nordeck zur Rabenau. Bis zum 2. Weltkrieg wird das Schloss mehrfach geringfügig umgebaut, relevante Veränderungen allerdings nicht vorgenommen. Vermutlich wird das barocke Tor der Einfahrt durch das heutige ausgetauscht. Das Erdgeschoss des Turmes im Südflügel wird als Kapelle für den katholischen Teil der Familie eingerichtet, aber nur selten genutzt . An der Einfahrt wird vor 1862 die Remise errichtet und das Hofgut um die kleine Scheune erweitert. Das Gut wird durch eine Toreinfahrt zur Straße hin abgeschlossen.


Remise
Remise an der Zufahrt zum Schloss


Zu erreichen ist das Schloss hauptsächlich über die Zufahrt der Steinbrücke auf den Innenhof, darüber hinaus über die Freitreppe am Westflügel und über eine Holzbrücke an der östlichen Seite des Innenhofes. Ein kleiner Pfad führte vom Innenhof nach Norden zum Eiskeller, dafür wurden 1891 Trittplatten über den Wasserlauf verlegt. Bei der Gestaltung des Parks wurden die Obstbaumwiesen und Nutzgärten im östlichen Bereich erhalten, die Orangerie abgerissen und ein neues Gewächshaus zur Anzucht von Blumen und Gemüse im südöstlichen Teil des Gartens errichtet.

Vor allem die Flächen zwischen den Teichen und dem Beuerner Weg stehen dafür zur Verfügung, Obstbäume stehen auf der gesamten östlichen Seite des Parks. Außerhalb des Grundstückes werden weitere Flächen bewirtschaftet. Zwischen 1880 und 1890 werden zahlreiche neue Obstbäume gepflanzt, für Spalierobst wird die östliche Grundstücksmauer erhöht. Der Gemüsegarten wird seit 1892 im Süden durch einen Zaun zum Gärtnerhaus hin abgegrenzt . Für die Bewirtschaftung des Nutzgartens wird stets ein Gärtner angestellt, der nun das ehemalige Judenhaus bewohnt.

Der westliche Teil des Gartens wird als Ziergarten gestaltet, es werden Blumenbeete, Spazierwege und Sitzplätze angelegt, die auf eine Nutzung über die Freitreppe des Westflügels ausgelegt sind. An Stelle der Orangerie wird entlang der Mauer zur heutigen Ernst-Ludwig-Straße um 1880 ein Rosenlaubengang errichtet, auch ein Rosenpavillon wird erwähnt . Dieser befand sich nördlich der westlichen Rasenfläche direkt am Wasserlauf und bestand aus einer achteckigen Eisenkonstruktion, die aber bereits während des Zweiten Weltkrieges langsam zuwächst und verfällt.
Zuerst eine Holzkonstruktion, wird auch der Laubengang später durch Eisenbögen ersetzt und ergänzt. Erst nach dem Verkauf 1971 wird dieser und der Pavillon endgültig abgerissen. In Fluchtlinie der Treppe wird ein Springbrunnen mit einem Durchmesser von ca. zehn Metern angelegt, möglicherweise bereits auf Grundlage eines Vorgängerbaus.


Blick in den Garten
Blick von der Freitreppe auf den Garten


Im Vordergrund Rosen und der Rundweg des Springbrunnens, der sich rechts anschließt, im Hintergrund ist ein Ausschnitt des Rosenganges zu sehen.
An der nördlichen Grundstücksmauer wird vor 1880 ein Eiskeller eingerichtet, der bis in die 1930er Jahre betrieben wird und gleichzeitig als landschaftsgärtnerisches Element in den Park eingegliedert ist . In der nördlichen Ecke am Wasserlauf entsteht ein Pavillon mit Einsiedelei, auch auf dem Eiskeller wird eine Laube errichtet. Vom Eiskeller ist der Blick auf die vorbeiführende Handelsstraße möglich, ohne selbst direkt gesehen zu werden. Verschiedene Gartenhäuschen und Sitzgelegenheiten verteilt im Park werden in den Betriebsbüchern erwähnt, lassen sich jedoch örtlich und gestalterisch nur unzureichend nachweisen. Zwei Sitzplätze befinden sich gegenüber dem Denkmal und im Grabenbereich. Die bauliche Ausstattung lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

Sitzplatz an der Freitreppe
Einer der zahlreichen Sitzplätze, hier vor der Freitreppe


Die beiden Teiche sind durch einen Wasserlauf verbunden, über den eine weiße Holzbrücke führt . 1885 wird die Sohle befestigt und unter der Brücke Rohre verlegt. Vom großen Teich abzweigend wird ein Jahr später eine Wasserleitung zur Bewässerung der Gärtnerei verlegt, 1894 eine zweite. 1886 wird am großen Teich ein Badehäuschen mit einem Steg über den Wasserrand sowie einer Treppe errichtet, welches bis 1900 mehrfach renoviert wird. Nach mehrmaligen Reparaturen wird gut zehn Jahre später ein neues gebaut. Ein Teil des Ufers wird durch Kacheln befestigt, um einen besseren Einstieg zum Baden zu erreichen. Im gleichen Jahr werden Pfosten für den Wäscheplatz im Norden des Schlosses gesetzt. Um 1880 wird südlich der Grundstückszufahrt ein Tennisplatz angelegt.

Im Jahr 1895 wird für Ferdinand von Nordeck zur Rabenau (Ober-Stallmeister und Kammerherr des Hessischen Großherzogs) in der Nähe des Eiskellers ein Denkmal errichtet, hierfür wird Londorfer Lungstein und Basalt angeliefert. Nach 1900 dient das Schloss verstärkt als Wohnsitz, vor allem während der Sommermonate und wird ganzjährig von einem Verwalter, der im Pächterhaus wohnt, bewirtschaftet. Die Eigentümer wohnen größtenteils in Darmstadt und stehen in Diensten des Darmstädter Hofes.

Als letztes Gebäude auf dem Grundstück wird 1910 das sogenannte `Schweizer Haus´, Wohnung des Melkers, hinter der Zehntscheune erbaut und dem Gutspark angegliedert.
Um die Jahrhundertwende und bis zum Ersten Weltkrieg nutzte Ferdinand von Nordeck zur Rabenau das Schloss oft als Sommer- und Feriensitz für seine Familie. Während des Krieges dient es zeitweise als Lazarett. Vor dem Westflügel wird in dieser Zeit Gemüse angebaut, um Eigenbedarf und Nachfrage des Marktes zu decken. Das Schloss geht noch vor dem Krieg in den Besitz von Ludwig von Nordeck von Rabenau, den ältesten Sohn Ferdinands über, der Buseck nur gelegentlich in den Ferien besucht. Der ehemalige Tennisplatz dient nun als Reitplatz . Bewohnt und wird das Schloss überwiegend, vor allem nach dem Krieg, von dessen Schwester Ernestine, die aber keine Erbansprüche im Schloss hat. Sie versucht, den Besitz instand zu halten und arbeitet in der Gärtnerei mit, auch um den eigenen Lebensunterhalt zu sichern. Darüber hinaus kümmert sie sich durch Besuche und Lebensmittelgaben um Kinder und Kranke des Dorfes.

Nutzung als Lazarett
Vorübergehende Nutzung des Schlosses als Lazarett im 1. Weltkrieg.


In der ersten Reihe sitzt auch Auguste von Nordeck zur Rabenau, Frau von Ferdinand von Nordeck zur Rabenau (Mitte), die die Versorgung der Verletzten unterstützen und Räumlichkeiten des Schlosses zur Verfügung stellt.

Quelle: Parkpflegewerk Großen-Buseck, Herausgeber: Landesamt für Denkmalpflege Hessen Wiesbaden, erstellt von der Biebertaler Planungsgruppe, Seiten 10 bis 14

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